Frohe Botschaft für die Zeitschriften-Verleger

Media-Analyse 2014: Programmzeitschriften bleiben mit fast 60 Prozent die reichweitenstärkste Gattung.

In der Hamburger Burchardstraße 11 dürften am 23. Juli, dem Tag der Veröffentlichung der Media-Analyse 2014 Pressemedien II, die Champagner-Korken geknallt haben. Jedenfalls geriet die dort ansässige Bauer Media Group ob der Reichweite ihres 2012 gestarteten Monatsmagazins Meins für die Zielgruppe Frauen ab 50 ins Schwärmen: „Mit einer Reichweite von 630.000 Leserinnen und Lesern ist Meins einer der erfolgreichsten Neustarts in der MA der letzten Jahre“, ließen die Kolleginnen und Kollegen der Bauer-Unternehmenskommunikation frohgemut verlauten.

Die neuen MA-Zahlen dürften nicht nur für Bauer, sondern für die gesamte deutsche Zeitschriftenbranche eine frohe Botschaft sein. Nach der von der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse e. V. vorgelegten Erhebung, für die 38.296 Personen befragt wurden, lesen 91,3 Prozent der über 14-Jährigen in Deutschland Magazine. Das entspricht mehr als 64,4 Millionen Leserinnen und Leser sowie 8,5 Titeln pro Durchschnittsbürger. Damit bleibt die Zeitschriftennutzung in Deutschland auf einem hohen Niveau nahezu stabil.

Peter Klotzki, der für Presse und Kommunikation verantwortliche Geschäftsführer des Verbandes deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ), erklärt den „Supermarkt Deutschland“ mit einer „großen Zeitschriftenkultur“ der Germanen, die nach dem Zweiten Weltkrieg noch einmal deutlich an Fahrt gewonnen habe. Und mit dem ausgefeilten Presse-Grosso-System, über das jeder noch so exotische Titel seinen Weg auf die Zugspitze oder nach Helgoland findet. Aber das allein erklärt natürlich nicht den deutschen Magazin-Boom. „Die Verleger sind flexibler geworden und scheuen sich nicht, auch kleinere Titel auf den Markt zu bringen“, sagt Klotzki.

Einen entscheidenden Grund für den florierenden deutschen Markt sieht der VDZ-Geschäftsführer aber auch im Inhalt der Zeitschriften: „Die traditionellen Medien verfügen über eine hohe journalistische Qualität und genießen deshalb eine hohe Glaubwürdigkeit bei den Lesern.“ Noch können sich die deutschen Verlage den „Luxus“ leisten, gute Schreiber zu engagieren. Denn das auf sie entfallende Anzeigenaufkommen ist zwar nicht mehr mit dem von vor 20 Jahren zu vergleichen – aber kein Grund, das Totenglöcklein zu bemühen. Mit 15 Prozent am gesamten deutschen Kuchen bewegt es sich durchaus im grünen Bereich. „Das ist doppelt soviel wie im gesamten europäischen Ausland“, weiß der VDZ-Kommunikationschef. Für einen ansprechenden Ertrag sorgt etwa das Segment der hochpreisigen monatlichen Frauentitel. Dies belegt zum Beispiel die Vogue, mit der Condé Nast aktuell das beste Anzeigengeschäft seit 20 Jahren macht.

Lifestyle, Entschleunigung, Hedonismus, Wohnen, Spaß: Die Regale im deutschen Pressefachhandel sehen heute anders aus als vor fünf Jahren. Finanz- und Wirtschaftstitel, aber auch Computer- und IT-Magazine sind auf dem Rückzug. Doch ein Segment steht unverändert gut im Rampenlicht: Programmzeitschriften. Laut der jüngsten Media-Analyse bleiben sie mit fast 60 Prozent die reichweitenstärkste Gattung. Gefolgt von den 16 aktuellen Zeitschriften und Magazinen, die gut 44 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung erreichen. Fast gleichauf liegen die Motorpresse und die wöchentlichen Frauenzeitschriften, die es jeweils auf eine Reichweite von 28 Prozent bringen.

Trotz der insgesamt stabilen Entwicklung des Marktes blickt man beim VDZ mit gemischten Gefühlen in die Zukunft. Sorge bereitet dem Verband zum einen die weiter auseinanderklaffende Schere zwischen Arm und Reich und zum anderen der Umstand, dass die Lesebereitschaft zurückgeht. Und nicht zu vergessen den Knackpunkt Nummer drei: das weiter rückläufige Anzeigengeschäft. „Deshalb müssen die Verlage mehr Bezahlmodelle anbieten – also ihre große digitale Reichweite in eine bezahlte Reichweite überführen“, ist Peter Klotzki überzeugt. Überdies plädiert der VDZ-Sprecher für weitere Investitionen in den Journalismus. „Wenn wir auf diesen Gebieten unsere Hausaufgaben machen, werden wir zwar nicht über uns hinauswachsen, aber in fünf Jahren noch da stehen, wo wir heute sind.“

Veröffentlicht in: MedienManager

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